1. Januar 2024

Jahresbericht 2023

Landschaft mit Regenbogen
Der vorliegende Jahresbericht informiert über die Aktivitäten der Donor Care Association (DCA) im Jahr 2023.

Für Organtransplantationen gibt es nach wie vor lange Wartelisten. Schweizweit und international ist zu beobachten, dass das Potenzial zur Erhöhung der Organspendezahlen darin liegt, die Erkennung von Donation after Circulatory Death (DCD) – Spendern zu verbessern und die Prozesse gemäss dem Willen der Patient:innen erfolgreich umzusetzen.

Im Jahr 2023 wurde am Universitätsspital Zürich (USZ) nach intensiven Vorbereitungsarbeiten aller involvierten Disziplinen auf lokaler und auf nationaler Ebene und in Zusammenarbeit mit Swisstransplant erstmals in  er Schweiz eine DCD-Herzspende erfolgreich durchgeführt. Dieser Schritt stellt für die DCA einen bedeutenden Meilenstein dar. Mit der erfolgreichen Einführung der DCD Herzspende verringern sich die Unterschiede zwischen den verschiedenen Organspendepfaden, die schliesslich in eine patientenzentrierte End-of-Life Care integriert werden, deren oberstes Ziel es ist, eine  gute Begleitung der Patient:innen am Lebensende mit oder ohne Organspende zu gewährleisten. Insgesamt wurden im vergangenen Jahr am USZ fünf DCD-Herzspenden durchgeführt, die  allesamt zu einem guten Transplantationsergebnis geführt haben. Dieses Thema durften wir im Rahmen des DCA Symposiums 2023 „Entwicklungen in der Organspende“ aufgreifen und aus  organisatorischer, medizinischer, rechtlicher und ethischer Sicht beleuchten.

Nach der erfolgreichen Einführung der Organspende im DCD-Prozess, angefangen mit der Nierenspende im Jahr 2011  is zur aktuellen Komplettierung im Jahr 2023, nimmt das Organspendenetzwerk DCA eine schweizweite Vorreiterrolle in der Prozessentwicklung und Prozessimplementierung ein. Als  eichen dieser erfolgreichen Entwicklung verzeichnete die DCA im Jahr 2023 einen absoluten Anstieg des Anteils der DCD-Spenden an allen Organspenden von 20% auf 70% im Laufe der letzten Jahre, und von 55% auf 70% in den letzten 12 Monaten. Dabei wird der gesamte Prozess durch eine transparente und kontinuierliche interdisziplinäre Zusammenarbeit an höchste ethische Standards ausgerichtet. Neben dem erwünschten Effekt, dass eine bestehende Organspendebereitschaft im Rahmen der End-of-Life Care zunehmend ermöglicht werden kann, führt die Erhöhung der Zahl der DCD-Spender jedoch auch zu einer deutlichen Erhöhung der Komplexität der End-of-Life Care und des Organspendeprozesses. Dies spiegelt sich zum einen in einem erhöhten personellen und strukturellen Ressourcenaufwand im klinischen Alltag wider. Zum anderen zeigt es, wo unsere Prioritäten in den nächsten Jahren liegen werden: In der Realisierung des DCD-Potentials im Organspendenetzwerk der DCA, auch ausserhalb des Transplantationszentrums USZ, und in der kontinuierlichen Verbesserung der Prozesse der End-of-Life Care. Dabei steht immer die Behandlung der sterbenden Patient:in auf der Intensivstation im Zentrum. Gleichzeitig kann das Outcome der Organempfänger durch den Einsatz und die Entwicklung neuer Technologien und Prozesse weiter verbessert werden.

Ein zentrales Element der Organspendeprozesse ist die Zusammenarbeit mit den Intensivstationen und die fortwährende Weiterbildung der Kaderärzt:innen Intensivmedizin im Bereich End-of-Life Care und Hirntoddiagnostik. Der Workshop Hirntoddiagnostik der DCA fand auch im Jahr 2023 eine Donor Care Association beeindruckende Resonanz und trug wesentlich zur Festigung der Expertise im Bereich der Hirntoddiagnostik bei, was auf die hohe Relevanz des Themas zurückzuführen ist. Die Weiterbildung ist Teil der 2017 eingeführten Zertifizierung von Kaderärzt:innen auf den Intensivstationen zur Durchführung der Hirntoddiagnostik. Ein Höhepunkt im Jahr 2023 war die erstmalige Durchführung eines Hirntod-Workshops im Rahmen der Jahrestagung der Schweizerischen Gesellschaft für Intensivmedizin (SGI) in Zusammenarbeit mit den Kolleg:innen des Organspendenetzwerks der Westschweiz, des Programme Latin de Don d’Organes (PLDO). Dies ist ein wichtiger Schritt in der Zusammenarbeit mit anderen Netzwerken und bietet gleichzeitig die Möglichkeit, die Inhalte zum Thema Organspende und Hirntoddiagnostik einem breiteren Publikum vorzustellen. Das Interesse der Teilnehmer an dieser Veranstaltung sehen wir als Bestätigung  nserer Bemühungen. Auch im Jahr 2024 freuen wir uns darauf, den Workshop weiter zu entwickeln und bedanken uns in diesem Zusammenhang für die Unterstützung seitens der SGI und  Swisstransplant.

Das Erkennen von potentiellen Corneaspender:innen und die Erarbeitung eines Prozesses, bei dem die Entnahme durch Organspendekoordinator:innen vor Ort durchgeführt wird, ist ein sehr aktuelles Thema. In Zusammenarbeit mit dem Kantonsspital Winterthur unter der Leitung von Thomas Hissen, ehemaliger Donor Care Manager bei der DCA und jetziger Local Coordinator am Kantonsspital Winterthur, konnten wir 2023 erstmals die Machbarkeit eines solchen Projektes in einem Deutschschweizer Spital aufzeigen. Angesichts des aktuellen Bedarfs an Hornhautspenden in der ganzen Schweiz, wollen wir in 2024 in enger Zusammenarbeit mit der Augenbank Zürich darauf aufbauen.

Die Ermittlung des (mutmasslichen) Patientenwillens im  Rahmen einer patientenorientierten End-of Life Care ist ein zentraler Aspekt unserer Aufgaben. In vielen Fällen kann dies nur über die Angehörigen erfolgen, welche sich zu diesem Zeitpunkt selbst in einer Ausnahmesituation befinden. Wir arbeiten kontinuierlich daran, die Qualität dieser Gespräche zu verbessern und haben begonnen, unsere speziell ausgebildeten Organspendekoordinator:innen möglichst früh in den Prozess einzubinden. Auch wird das Thema einen besonderen Platz am DCA-Symposium 2024 einnehmen.

Darüber hinaus fand 2023 bereits zum siebten Mal das Angehörigentreffen statt. Es handelt sich um einen sehr emotionalen Austausch mit und unter den Angehörigen über das Erlebte in einer empathischen Atmosphäre. Dies unterstützt uns sehr, unsere Arbeit aus verschiedenen Perspektiven zu reflektieren.

Das Care Team hat sich mittlerweile fest etabliert und ist aus dem USZ nicht mehr wegzudenken. Inzwischen feiert das Care Team bereits sein 8-jähriges Bestehen. Ursprünglich wurde es aus der DCA heraus gegründet, um Angehörige und das DCA-Team während einer DCD-Spende zu unterstützen. Heute wird das Care Team als Unterstützung und Begleitung von Angehörigen in allen kritischen Situationen benötigt.

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